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Nicht von Dauer – Sharing ermöglicht Nutzung auf Zeit

Nicht von Dauer – Sharing ermöglicht Nutzung auf Zeit

22. Juni 2021
Aktualisiert am 12. Februar 2025

Miriam Frick
Von Miriam Frick, Projektmanagerin Content Marketing

Inhalt

  • Kleidertausch als Geschäftsmodell
  • Teilen als Angebot für junge Familien
  • Bessere Umweltbilanz fürs Sharing
  • Ausgebremst durch Corona
  • Nachhaltige Option für junge Menschen
  • Sabine Anton-Katzenbach

„Nutzen statt Besitzen“ ist in der Berufswelt längst etabliert. Unternehmen mieten Berufs- und Schutzkleidung von textilen Dienstleistern, die sich ihrerseits um die fachgerechte Pflege kümmern. Das nachhaltige Sharing-System fand in jüngster Zeit Nachahmer für den privaten Kleidermarkt.

Es entstanden vor allem Miet-Systeme für Umstandsmode, Baby- und Kinderkleidung. Die Corona-Pandemie hat den Markt jedoch einbrechen lassen. Aber es gibt Grund zur Hoffnung: Vor allem junge Menschen bevorzugen Alternativen zum Shopping.

In den meisten Haushalten gibt es Dinge, die selten gebraucht werden. Die Bohrmaschine gehört beispielsweise dazu, ebenso wie Gartengeräte, Outdoor-Möbel oder die Strand-Muschel. Bei schönem Wetter haben sie Saison. Aber schon nach wenigen Monaten müssen sie zurück ins Winterquartier, das dann wiederum Skier, Schlittschuhe und Schneeanzüge für eine kurze Zeit verlassen dürfen. Die Liste der Gegenstände, die nur zu bestimmten Gelegenheiten benötigt werden, ist lang und betrifft fast alle Lebensbereiche. Aber kaum einer ist davon so stark davon betroffen wie der eigene Kleiderschrank. Auf den Bügeln hängen Übergangsjacken neben Wintermänteln, leichte Sommermode neben Anzug und Kostüm, Funktionskleidung neben Friesennerz, Gala-Robe neben Jumpsuit. So unterschiedlich die Zusammenstellung eines Schrankinhalts auch sein mag, so bleibt doch eine Gemeinsamkeit: Die meisten Teile werden nur zu bestimmten Gelegenheiten gebraucht. Angesichts der zunehmenden Urbanisierung und dem zumeist eingeschränkten Wohnflächenangebot in den Städten drängt sich die Frage auf, wie viel Platz die eigene Garderobe eigentlich einnehmen sollte. Oder gibt es Alternativen, die verhindern, dass der Schrank aus allen Nähten platzt?

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Das zumeist eingeschränkte Wohnflächenangebot in den Städten drängt sich die Frage auf, wie viel Platz die eigene Garderobe eigentlich einnehmen sollte.

Kleidertausch als Geschäftsmodell

Die Antwort lautet ja und die Lösung heißt Kleider-Sharing. Das aus dem Englischen stammende Verb „to share“ bedeutet so viel wie teilen. Neu ist der Gedanke nicht. Wer hat nicht schon einmal mit der besten Freundin die Kleider getauscht oder sich beim Kumpel die Sport-Klamotten geliehen? Das „Sharing“ macht aus dem Freundschaftsdienst nun aber ein professionelles Angebot. Statt Dinge zu besitzen, teilt man sie einfach mit anderen Menschen. Gelegenheiten für bedarfsgerechte Kleiderbestellungen gibt es genug: Gala-Diner, Hochzeit, Abi-Ball oder Abschluss-Feier, Oktoberfest oder Maskenball, Vorstellungsgespräch oder Rendevouz – sie alle verlangen nach einer passenden Garderobe. In besonderem Maße greift die Idee jedoch bei einer Schwangerschaft: Während der Bauch wächst, schrumpft das Kleiderrepertoire. Und auch wenn der Nachwuchs auf der Welt ist, kann die Auswahl an Stramplern und Co. kaum mit dem Wachstum der Kleinen mithalten. Für Familien, die hohe Ausgaben für eine passende Umstands-, Still- und Baby-Mode vermeiden wollen, ist eine zeitlich begrenzte Nutzung, die das Sharing verspricht, daher eine ideale Lösung. Es setzt dem Besuch von analogen oder digitalen Flohmärkten, auf denen die benötigte Kleidung für günstiges Geld gekauft werden konnte, ein Ende. Stattdessen sind auf den Websites der Anbieter die gesuchten Sortimente zusammengestellt, was den Beschaffungsprozess erheblich vereinfacht.

Teilen als Angebot für junge Familien

Zu den Pionieren von mietbarer Kinderkleidung gehört das im Jahr 2014 gegründete Magdeburger Unternehmen Kilenda. Über die Website www.kilenda.de konnten Bodies, Mützen, Kleider und vieles mehr für eine Mindestmietdauer von einem Monat ausgeliehen werden. Wer die Ware etwas länger brauchte, hatte eine tägliche Verlängerungsmöglichkeit. Danach wurden die Sachen einfach wieder zurückgeschickt und bei Bedarf eine Ausstattung in der nächsten Konfektionsgröße gemietet. Diese lag frisch gewaschen und repariert in den Regalen der Magdeburger und wurde ausgeliefert, wenn die nächste Bestellung einging.

Das Miet-Modell machte schnell Schule. Bereits ein Jahr später eröffnete „Räubersachen“ aus Magdeburg, ein Sharing-Anbieter von ökologischer und nachhaltiger Kleidung für Babies und Kinder. Im Jahr 2018 folgte „Tchibo Share“. Die von Tchibo (Hamburg) initiierte Online-Plattform bot vielfältige Produkte zur Miete, die von jungen Familien für einen begrenzten Zeitraum gebraucht werden: Umstands- und Stillmode, Baby- und Kinderkleidung, Tragehilfen, Stillkissen, Wickelunterlagen, Spielzeug, Kindermöbel und mehr.

Bessere Umweltbilanz fürs Sharing

Das Teilen von Gebrauchsartikeln löst einerseits das Platzproblem von Familien im städtischen Raum und mit überschaubarem Wohnraum. Andererseits ist das System der Kreislaufführung aber auch nachhaltiger als der klassische Kauf. Bei einem Interview aus dem Jahr 2019 wies Tchibo[1] darauf hin, dass ein geteiltes Bekleidungsstück die Herstellung von bis zu drei Neuteilen einspart. Dadurch werden weniger Ressourcen verbraucht. Gleichzeitig sinkt der Kohlendioxid-Ausstoß, denn die Rücksende-Logistik und die Hygiene-Wäsche einer gebrauchten Kleidung erzeugen weniger Klimagase als bei der Produktion eines neuen Teils entstehen.

In einer zunehmend von Klima-Debatten geprägten Welt könnte sich das Kleider-Sharing also als nachhaltiger Gegenentwurf zur Fast-Fashion etablieren, die mit ihren nahezu wöchentlichen Kollektionswechseln unübersehbare ökologische und soziale Auswirkungen in den Produktionsländern hat.

Ausgebremst durch Corona

Doch trotz der klaren Vorteile des Sharings gegenüber dem Neukauf hat sich die zeitlich befristete Kleider-Nutzung im privaten Umfeld nicht durchsetzen können. Im Herbst 2020 stellten sowohl Kilenda als auch Tchibo ihre Mietmodelle ein. An den Schließungen hat die Corona-Pandemie erheblich mitgewirkt: „In Zeiten von Homeoffice, Kontaktbeschränkungen und strengen Hygieneregeln ist Kleidung (generell) weniger gefragt,“ heißt es dazu von offizieller Tchibo-Seite.

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Die Corona-Pandemie und die Sorge vor Ansteckung über Textilien hat den Sharing-Markt für Baby-, Kinder- und Schwangerschaftskleidung von Null auf Hundert zusammenbrechen lassen.

Die Erklärung mag für Business-Wear und die neuste Mode gelten. Schwangerschafts-, Baby- und Kinderkleidung ist davon jedoch weitgehend ausgeschlossen, denn sie hat immer Saison. Dennoch: Gerade dieser Bereich war besonders stark von rückläufigen Bestellungen betroffen, wie Nitis Umstandsmode in Echem erfahren musste. Die Entwicklung wurde vor allem durch die Sorge der Verbraucher befeuert, dass sich die Cov-SARS-2-Viren trotz fachgerechter Wäsche durch textile Oberflächen übertragen könnten. Eine zur Miete angebotene Kinderkleidung wurde also quasi über Nacht als Ansteckungsquelle definiert und läutete damit auf Endverbraucher-Ebene das Ende eines durch und durch nachhaltigen Systems ein.

Nachhaltige Option für junge Menschen

Dass das System reibungslos funktioniert ist auch auf die eingesetzte Bekleidung zurückzuführen. Sie ist auf die Prozesse im textilen Mietservice abgestimmt und behält trotz hoher Temperaturen und strenger Pflegebedingungen ihre Form und Farbe.

Die besondere, robuste Machart einer für industrielle Prozesse entwickelten Kleidung könnte auch dem Nutzen-statt-Besitzen-Modell für Endverbraucher wieder auf die Beine helfen. So wäre nicht nur eine hygienische Wäsche, sondern auch eine lange Nutzungsdauer gewährleistet. Den Prognosen von Marktforschern würde diese Entwicklung zugutekommen. Vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie hatten sie dem weltweiten Verleih-Sektor für Mode und Bekleidung bis zum Jahr 2023 einen geschätzten Branchenwert von knapp 1,7 Milliarden Euro vorhergesagt. Auch wenn es derzeit nicht danach aussieht, dass diese Marke erreicht wird, ist ein wichtiger Faktor des Sharings nicht zu unterschätzen: Das Mieten und Teilen ist nachhaltig. Und genau das spricht junge Menschen an. So schreibt die Verkaufsplattform „Thred-Up“ in ihrem jährlichen Bericht, dass die Gruppe der 18- bis 37-Jährigen alternative Lösungen sucht. Statt Neuware kaufen sie 2,5-mal häufiger gebrauchte Kleidung, Accessoires und Schuhe als andere Altersgruppen. Das sogenannte Pre-owned-Angebot ist zwar noch kein Sharing im klassischen Sinn, aber es ist der erste Schritt dorthin.

 

[1] Das Interview wurde von MEWA mit Sandra Coy, Sprecherin Nachhaltigkeit & Qualität bei Tchibo, geführt.

Sabine Anton-Katzenbach

Die diplomierte Textilingenieurin ist Studienverfasserin, Autorin von Unternehmensberichten und Beraterin für die Fachgebiete Mietservice, Objekttextilien, Berufskleidung und Nachhaltigkeit in der Textilindustrie.

Mit mehr als 500 branchenspezifischen Veröffentlichungen ist sie außerdem als ausgewiesene Fachjournalistin bekannt. Weitere Informationen unter
www.textilberatung.com


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